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Gestern hat mir eine liebe Freundin das Foto eines Baumes geschickt. Schau mal, sagte sie. Der Baum erinnert mich total an Luna! Und weißt du was, Lünchen? Sie hatte recht! Es war ein Baum, der so gar nicht ordentlich und gerade wachsen wollte wie die anderen Bäume um ihn herum. Er war ganz knorrig und speziell und scherte sich offenbar recht wenig darum, wie ein Baum eigentlich auszusehen hat. Ein wenig sah er so aus, als gehörte er mehr in einen Roman von Tolkien denn in die wirkliche Welt.
Du warst wie dieser Baum, Luna. Anders,
speziell, knorrig, wild und ein bisschen so, als würde dir diese Welt irgendwie nie so ganz gerecht. Als du in mein Leben tratest, da warst du trotz deiner zierlichen Statur wie ein Sturm, der alles Gewohnte und Bequeme aus dem Weg fegt. Und was haben wir gekämpft, um aus diesem Zusammenprall zweier Persönlichkeiten etwas Neues und Gemeinsames aufzubauen! Leicht war es nicht, aber wir haben es geschafft, kleine Erbse.
Wir wuchsen zusammen wie zwei Bäume, zwischen denen zu Anfang noch eine Menge Raum war und die mit den Jahren ihre Äste immer mehr miteinander verwoben. Bäume, die irgendwann Früchte trugen. Keine Äpfel, Birnen oder Kirschen, sondern Früchte, die man nur mit dem Herzen wahrnehmen kann: Freundschaft. Vertrauen. Liebe.
Das ist es, was bleiben wird. Nicht der letzte Blick auf jemanden, der immer so stark war wie du und sich zum Schluss doch der Krankheit und dem Alter beugen musste, sondern das Bild dieser beiden Bäume. Du hast Wurzeln in meiner Seele geschlagen und mir Früchte geschenkt, die ich bis zu meinem letzten Tag bei mir tragen werde.
Lünchen, ich weiß nicht, wie man so etwas hier richtig macht. Keine Worte scheinen mir groß oder gewichtig genug, um zu berichten, wer du warst und wie viel du mir bedeutet hast. Vielleicht ist dies auch nicht der Platz dafür. Ich werde unsere Geschichte aufschreiben. Ich werde dir ein Denkmal aus Worten bauen – der einzige Werkstoff, den ich genug beherrsche, um deiner gerecht zu werden. Vielleicht ist es genau so gut, weil wir jetzt all unser Dazwischen erlebt haben und nur so eine Geschichte wirklich rund sein kann.
Weißt du, zum ersten Mal in meinem Leben wünsche ich mir, dass ich mehr glaubte und weniger zweifelte. Ich wünsche mir, dass es ein Danach gibt. Ich wünsche mir, dass ich dich irgendwann noch einmal halten kann. Ich wünsche mir, dass diese beiden Bäume irgendwann in ganz anderer und neuer Form noch einmal zusammenwachsen können.
Vielleicht reicht es aus, dieses eine Mal einfach nur zu glauben.
Bis dahin, Lünchen.Ich habe dich so sehr geliebt.
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