Mona Lisa
Im stattlichen Alter von 13 Jahren ist sie im August 2006 zu uns ins Tierheim gekommen, weil ein Mann erst seine Ex-Frau und dann sich selbst erstochen hat. Aus dieser Familientragödie kamen Mona Lisa, ihr Weggefährte Schäferhundmischling Alf und fünf Katzen zu uns. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit Mona Lisa, denn sie litt nach einem Bandscheibenvorfall unter einer Lähmung und konnte gar nicht mehr laufen. Der eine oder andere Besucher meinte, ob es nicht besser sei, diesen armen Hund zu erlösen, doch Mona Lisa zeigt uns, was sie wollte, und das war eindeutig LEBEN! Sie war eine unglaublich starke Persönlichkeit und besaß einen ungebrochenen Lebenswillen, so dass wir alles versucht haben, ihr im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine zu helfen. Und – für uns dennoch ein kleines Wunder – es gelang tatsächlich, erst mittels eines eigens für sie angefertigten Hunderollwagen aus den USA, dann mit Hilfe eines Hüftgurtes und eines Tages zeigte uns Mona Lisa, dass sie auch dieses Hilfsmittel nicht mehr benötigte. Und so lief unser altes Rottweilermädchen mit dem ihr eigenen Gang durchs Leben und freute sich über jegliche Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde. Und wie das auch beim menschlichen Partner häufig vorkommt, im Alter entwickelt man auch so seinen Altersstarrsinn. Und wenn Mona Lisa nicht weiterlaufen wollte, bockte sie wie ein Esel oder setzte sich einfach hin. Manchmal sehr zum Leidwesen ihrer Gassigeher, wenn dies mitten auf der Straße geschah und so musste sie mit Engelszungen zum Weitergehen überredet werden, was meistens auch gelang.
Mona Lisa lebte im Tierheim in unserer Seniorenresidenz, einem Zimmer mit Ausgang zur eigenen Terrasse mit Auslauf, und mit wechselnden Lebenspartnern: Alf, Aron und Bingo. Diese Rüden wurden in ihrem Reich geduldet, aber wer die Chefin war, darüber brauchte niemand mit Mona Lisa zu diskutieren, das war von Beginn an klar! Die Monate zogen ins Land, alle Tierheimmitarbeiter und Gassigeher schwärmten von Mona Lisa, nur fand sich niemand, der ihr noch einmal ein Sofaplätzchen anbieten wollte. Und alle Mitarbeiter wurden trauriger und trauriger, da sie sahen, wie sehr sich Mona Lisa danach sehnte. Doch eines Tages, wir wagten schon gar nicht mehr, daran zu glauben, geschah ein weiteres Wunder. Eine sehr nette Dame, die ihr Leben lang Boxer hatte, bot sich als Pflegestelle an. Als wir sie anriefen und ins Tierheim einluden, hatten wir schon einige Kandidaten im Hinterkopf, die wir ihr zeigen wollten. Als erstes zeigten wir ihr jedoch Mona Lisa. Und es war Liebe auf den ersten Blick und bereits tags darauf durfte unsere Moa Lisa bei der Dame einziehen. Dort lebte sie drei glückliche Monate, vielleicht die schönsten, die sie in ihrem Leben hatte. Am 16. Juli 2008 kam sie mit ihrer Pflegemutter nach dem Abendspaziergang nach Hause. Dort legte sich Mona Lisa vor die Eingangstür und schlief einfach ein.
Mach’s gute, Mona Lisa und danke, dass wir dich kennenlernen durften.
Von deinem Charakter und Mut hätte sich so manch ein Mensch eine Scheibe abschneiden können!
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